Interviewfragen zum Uwemba-Besuch im Oktober 2023 Geschrieben am

Schon viele Jahre ist unsere Pfarrei mit der Missionsstation in Uwemba in Tansania fest verbunden. Auf der einen Seite durch finanzielle Unterstützung, auf der anderen Seite mit persönlichen Kontakten vor Ort. So waren im Oktober Pfarradministrator Karl Wolf, Claudia Antonini, Hans-Caspar Hirzel, Claudia Wyden und Michael Steck zu Besuch und haben sind mit vielen positiven Eindrücken zurückgekehrt. Diakon Matthias Westermann hat dazu Pfarradministrator Karl Wolf interviewt.

Die Klosterkirche von Uwemba

Der letzte Besuch nach Uwemba ist durch die Corona-Zwangspause schon einige Jahre her. Gab es Wiedersehensfreude?
Die Wiedersehensfreude war riesig, auf beiden Seiten. Ich habe Afrika vermisst und ich habe die konkreten Personen und den Austausch vermisst: Mit Happy der Koordinatorin im Dream Center in Iringa und mit Hatibu, dem IT Spezialisten – beide sind für Aus- und Fortbildung in Uwemba zuständig. Ebenso mit Sr. Agape, die in Uwemba die Schwesternschaft leitet und mit Br. Kizito, dem Schreiner, der die Renovierung im Kindergarten in Uwemba vorantreibt. Es ist allerdings eine gemischte Freude, weil die Situation echt schwierig ist.

Die Bauarbeiten sind im Gange

Was ist anders geworden?
Der letzte Besuch war 2020 im Februar und das ist eine lange Zeit. Es ist eine besonders intensive Zeit, die viele Veränderungen für Afrika mit sich gebracht hat: zur pandemischen Situation mit HIV-Aids und den bekannten Problematiken mit Malaria und Tuberkulose kam die Corona – Pandemie. Der Ausbruch des Ukraine-Krieges brachte Lebensmittelknappheit in Afrika und die Verteuerung des Lebensunterhalts mit sich. Die Klimaveränderungen sind ebenso spürbar, wie die Steigerung der Energiekosten. Schon während des Ukrainekrieges wurden die Spendengelder von Europa in Richtung Afrika umgeleitet in den Osten und andere Projekte. Alles in allem für Afrika und auch für Dream in Tansania eine spürbar schwierige Entwicklung. Es gibt einen Fortschritt in der gesellschaftlichen Entwicklung des Landes, auch im Gesundheitswesen, aber staatliche Auflagen in Tansania haben sich auch erschwerend für die konkrete Arbeit verändert. Es sind wegen der staatlichen Auflagen Anpassungen für das Dream-Center wie für den Kindergarten (z.B. neue Räume) notwendig. Für die Mitarbeiter sind die Lebenshaltungskosten enorm gestiegen, ebenso die Kosten für das Feuerholz und die Kosten für die Krankenversicherung. Die MitarbeiterInnen im Kindergarten sagten mir, sie könnten die Kosten für die Krankenversicherung mit dem bisherigen Lohn nicht mehr aufbringen.

Beide Gemeinschaften: die der Schwestern und die der Brüder der Missionsbenediktiner haben neue Leitungen und sind ganz in afrikanischen Händen. Beide Gemeinschaften sind in einer Neuorientierung. Besonders die Brüder haben Mühe, sich neu aufzustellen, auch wegen Mangel an Personal.

Nicht jedem Leser ist die Aufteilung der Zuständigkeiten in den verschiedenen Projekten vertraut. Wo arbeiten die Schwestern? Und welche Dienste leisten die Brüder?
Die Schwestern der Missionsbenediktinerinnen von Tutzing sind in Tansania mit dem Priorat in

Pfarradministrator Karl Wolf besichtigt das „Badezimmer“

Peramiho in verschiedenen Orten in Hospitälern, in Schulen und Ausbildungsstätten für Mädchen engagiert. In Uwemba sind sie eben im regional bedeutsamen kleinen Spital von Uwemba Sankt Anna, einer Berufsschule für Haushaltswesen für junge Frauen und eben im Dream-Ambulatorium für die Behandlung von HIV infizierten Männern, Frauen und Kindern und von HPV betroffenen Frauen aktiv.
Die Brüder sind neben der Pfarrei hauptsächlich in der Landwirtschaft, im Handwerk, der Schreinerei, Schlosserei, Bäckerei und Konditorei und eben als Träger des Kindergartens der Pfarrei Sankt Raphael engagiert.

Über die Auswirkungen der Corona-Pandemie hat man aus Tansania eigentlich wenig gehört. Wie ist dein Eindruck?
Durch Corona gab es neben dem Präsidenten von Tansania selbst einige Todesfälle auch in den Dream-Zentren des Landes. In Uwemba waren zwar Krankheitsausfälle, aber Gott sei Dank keine Todesfälle beim Personal zu beklagen. Die Gesundheitslage – sprich Infektionslage – ist wie in Europa immer noch präsent. Die Sensibilität und Wachsamkeit gegenüber Infektionen ist gewachsen, der Gebrauch von Masken bewusster, die Sensibilität für Hygienemassnahmen ebenso. Insgesamt haben unsere Mitarbeiter die Situation sehr gut gemeistert und die Qualität der Arbeit sehr gut erhalten und selbstständig in unserer Abwesenheit ausbauen können.

Das Tor zur Einfahrt fehlt noch

Es gab vor dem Besuch kritische Diskussionen, ob die Arbeit in Uwemba weiter unterstützt werden soll. Dringend notwendig ist das Vertrauen in die Verantwortungsträger vor Ort. Kannst du ein paar Worte dazu sagen?
Ja, wir waren mit allen möglichen kritischen Fragen gereist und fanden uns überrascht von den positiven Fortschritten und der Qualität der Arbeit, dem hohen Engagement und der überwältigenden Motivation der Mitarbeitenden im Dream-Center. Mit der Schwesterngemeinschaft konnten die schwierigen Fragen bezüglich Buchführung und Verwaltung direkt und ohne Umschweife geklärt werden. Am Ende blieben keinerlei Fragen übrig.
Bei den Brüdern gestaltete sich die Situation durch Schwierigkeiten in der Brüderkommunität bezüglich interner Kommunikation und Kooperation, auch durch die Abwesenheit des Priors und der immer noch offenen Stelle des Abtes in der Mutterabtei Peramiho, etwas differenzierter. Aber durch die Zusammenarbeit und das Miteinander in den Tagen vor Ort wurden die Renovierungsarbeiten im Kindergarten wieder aufgenommen und Vereinbarungen für das weitere Vorgehen bezüglich der existentiell notwendigen Aufstockung der Gehälter getroffen, Ich bin also voller Hoffnung und guten Mutes nach dem Besuch vor Ort wiedergekommen.

Wagst du eine Prognose für die Missionsstation Uwemba?
Für mich ist die Beziehung mit den jetzigen Verantwortlichen wieder geknüpft und besser als zuvor. Die Gemeinschaften der Schwestern entwickelt sich vertrauensvoll in den Kontakten mit uns weiter. Es entwickelt sich gleicherweise mit den Brüdern authentisch, offen und gut. Und das macht mich sehr froh. Es ist etwas sehr Gutes, diese freundschaftliche Beziehung und partnerschaftliche Zusammenarbeit zu pflegen. Wie sollten wir sonst Weltkirche sein?

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