Impuls zum Herbst

Ernte-Dank

von Seelsorger Thomas Jehle

Mit dem Abschied des Sommers bricht mit dem Herbst eine Jahreszeit an, die sowohl wunderschön ist als auch eine Welt im Vergehen zeigt. Die Natur zieht sich zurück, bietet farbenmäßig, bevor die letzten Blätter fallen, aber nochmal ein letztes Feuerwerk auf, mehr noch, belohnt mit verschiedensten Früchten, von Nüssen, Äpfeln über Kürbisse bis zu den Pilzen und natürlich nicht zu vergessen dem Wein, von dem es in der Bibel bereits heißt, dass er des Menschen Herz erfreue.

Erntegaben stehen für  Leben und Überleben

In einer agrarischen Gesellschaft war eine gute Ernte existentiell wichtig für das Überleben bis ins nächste Jahr. Was das genau heißt, können wir nur noch ansatzweise nachvollziehen. Dass es dann doch nicht so ganz fern liegt wie gedacht, hat der Krieg in der Kornkammer Europas, der Ukraine, deutlich gemacht, der zu einer Krise der Nahrungsmittelversorgung vieler Menschen in darauf angewiesenen Ländern wurde. Die Erntegaben stehen also nach wie vor im wahrsten Sinne des Wortes für Leben und Überleben. Das nötigt die Demut ab zu wissen, wie fragil alles ist, als auch die Dankbarkeit, wie gut wir es zumeist haben. Dankbarkeit ist Folge dieser Einsicht, welche Ausgangspunkt neuer Überlegung werden kann. Wie sichern wir eine gute Ernte, wie können wir sie nachhaltig erwirtschaften, ohne die Umwelt zu schädigen, wie teilen wir die Ernte gerecht, usw. Damit verlassen wir bereits den literalen Sinn der Erntegabe und schauen auf alles was unser Leben ermöglicht, lebenswert und glücklich macht und wofür wir dankbar sind. Freundschaft ist die Ernte guter Beziehungen; Erinnerungen die Ernte eines gelebten Lebens, Freiheit und Demokratie die Ernte einer lebendigen Zivilgesellschaft.

Die Ernte des Glaubens soll also der Segen sein

Was der Einzelne erntet, ist nicht nur für ihn selbst, sondern kann Wirkung für alle entfalten. So steht im alttestamentlichen Buch des Propheten Jesaja der schöne Satz: „Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn. Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte und deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen, und die Herrlichkeit Gottes folgt dir nach“. Die Ernte des Glaubens soll also der Segen sein, der wiederum Antrieb und Hoffnung ist auf eine bessere Welt, die dankbar Frucht für alle bringt.