Gedankensplitter zum Neuen Jahr Geschrieben am

Matthias Westermann
Matthias Westermann

Wer in diesen Tagen die Medien verfolgt, merkt, wie Journalisten und andere Kommentatoren des Zeitgeschehens sich schwertun mit dem Ausblick auf das kommende Jahr. Zu schwierig sind die Voraussagen, zu sehr ist man geprägt von einem irgendwie als verloren empfundenen Jahr 2020. Diakon Matthias Westermann findet dennoch passende Worte.

Die Hoffnung wird uns im neuen Jahr weiter begleiten

Ich selber habe beim Durchschauen alter Newsletter-Beiträge meinen Neujahrswunsch für das Jahr 2019 entdeckt. Er ist mit seinem Stichwort „Hoffnung“ auf fast beklemmende Weise aktuell: „Gläubige Menschen dürften eigentlich nie ohne Hoffnung sein. Nicht in Einsamkeit und Enttäuschung, nicht bei Krankheit und Leid, nicht einmal beim Tod. Sogar über den Tod hinaus spricht uns der Glaube Hoffnung zu. Irgendwann, wahrscheinlich in früher Kindheit, müssen wir die Erfahrung gemacht haben, dass Grund zur Hoffnung besteht, dass sie uns zusteht, dass es besser werden kann. Dass es letztlich doch nicht umsonst ist, dass ‚irgendetwas‘ es gut mit uns meint, trotz allem, was wir auf dieser Welt an Unfertigem, Leidvollem und Zerstörerischem erleben müssen. Hoffnung trägt uns, besänftigt uns, gibt uns Mut. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein hoffnungsvolles Jahr.“

Hoffnung ist mir in den vergangenen Tagen viel begegnet. Manchmal als zarte Pflanze, manchmal als starkes Licht. Ich blicke zurück auf die Weihnachtsfeiern in den Seniorenheimen. Feiern im kleinen Kreis, ohne Angehörige. Aber doch mit Festlichkeit, mit der biblischen Weihnachtsgeschichte, mit Liedern, gutem Essen und Gesprächen. Und mit alten Menschen, die erstaunlich geduldig und gelassen sind und die noch staunen können. Anrührend, wie eine alte Dame mir Danke sagt, für all das, was sie auf dem Postweg als Ermutigung in den vergangenen Monaten aus unserem Pfarramt erhalten hat. Fast schien es mir, als ob ich in dieser Begegnung der Getröstete war.

Nichts ist mehr selbstverständlich

Oder unsere Weihnachtsgottesdienste. Die Zahl der Besucher war begrenzt und Gemeindegesang war nicht erlaubt. Aber schon lange schien mir eine Gemeinde nicht mehr so andächtig zu hören und zu schauen. Als ob sich alle der besonderen Situation bewusst gewesen wären, das Weihnachtsgeheimnis auf ganz eigene Weise, wie ein Privileg, mitfeiern zu dürfen.

Dann der abendliche Blick vom Pfarrhaus auf die illuminierte Krippe am Pfarreizentrum. Was für eine wunderbare Aktion unserer Pastoralassistentin Esther Stampfer. Aber wird sie angenommen? Tatsächlich kommen die Eltern mit ihren Kindern, immer wieder, Abend für Abend, und Menschen vereinzelt, oder in kleinen Gruppen. Sie schauen sich die Bilder an und staunen, hören die Musik und lassen sich in die Kirche leiten, wo noch ein kleines Geschenk auf die kleinen und grossen Besucher wartet. Und alle sind sicher gestärkt nach Hause zurückgekehrt.

All diese Erfahrungen machen es mir möglich, dass mein Blick auf das alte und auf das neue Jahr nicht so verengt und so trüb ist, dass ich kaum noch anderes sehen kann oder will. Ich bin mir sicher, dass viele von uns so kleine Hoffnungsgeschichten erzählen können. Sie machen uns Hoffnung auf ein besseres Jahr, mit berechtigter Zuversicht und Licht am Ende des Tunnels.

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