Die Struktur der katholischen Kirche im Kanton Zürich ist nicht selbsterklärend. Kirchenpflegepräsident Louis Grosjean verschafft uns einen Überblick und erzählt von den Herausforderungen im neuen Jahr.
Mit einem Bibelvers ins neue Jahr
Erst einmal alles Gute zum neuen Jahr, Herr Grosjean. Haben Sie dafür Vorsätze gefasst?
Danke, auch ich wünsche Ihnen und all unseren Kirchgemeindemitgliedern ein gesundes und glückliches neues Jahr. Möge uns unser Gottvertrauen durch alles tragen, was noch kommen mag. Einen Vorsatz habe ich auch gefasst. Und zwar mit einem Vers aus dem Matthäus-Evangelium, der mich schon länger begleitet: “Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe; seid daher klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben!” (Mt 10,16).
Sie sind ja schon viele Jahre Kirchenpfleger, und seit einigen Jahren Präsident des Gremiums. Was hat sich rückblickend in all den Jahren in der Arbeit einer Kirchenpflege verändert?
Grundsätzlich ist die Arbeit für die Kirchenpflege die gleiche geblieben. Hingegen haben sich meine Aufgaben in den letzten Jahren innerhalb des Gremiums verändert, was ich sehr schätze. Vonseiten der Kantonalkirche wurde vermehrt Transparenz in Sachen Verwendung der Gelder verlangt. Es wurde ein neues Rechnungsmodell eingeführt (HRM2), das administrativ zu Beginn mehr Aufwand generierte. Generell lässt sich sagen, dass heute schon mehr zeitlicher Aufwand erforderlich ist und verlangt wird. Dies erschwert auch die Rekrutierung geeigneter Mitglieder für die Kirchenpflege. Das bedeutet, dass die Kirchenpflege vermehrt auf externe Berater zurückgreifen muss.
Die Kirche und ihre Strukturen
Gibt es auch Grenzen in so einem Milizsystem? Ich denke zum Beispiel an den Zeitaufwand.
Ja, es gibt Grenzen. Doch die Begeisterung für das Amt lässt uns diese Grenzen immer wieder verschieben. Das Problem ist, dass nicht alle Mitglieder in so einem Amt die Möglichkeit haben und auch bereit sind, diese Grenzen flexibel zu gestalten. Meine Aufgabe ist dafür zu sorgen, dass die Arbeit getan wird. Da scheuen wir uns nicht, externe Unterstützung anzufordern.
Das duale System ist ja für Aussenstehende nicht immer leicht zu verstehen. Können Sie das mit einigen wenigen Worten kurz erklären?
Das «Duale System» ist eine Eigenheit der schweizerischen Kirchenstruktur. Mit dem kanonischen Recht besitzt die Römische-Katholische Weltkirche eine eigene Rechtsordnung. Sie regelt die Organisationsstruktur der Kirche als Weltkirche mit ihren Teilkirchen bis hin zu den Pfarreien, legt Kompetenzen und Aufgaben fest und umschreibt den Auftrag der Kirche.
In der Bundesverfassung der Schweiz ist die Glaubens- und Gewissensfreiheit gewährleistet. Weil die Kantone für die Regelung des Verhältnisses zwischen Kirche und Staat zuständig sind, ist die Handhabung sehr unterschiedlich. Die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) und die Römisch-Katholische Zentralkonferenz (RKZ) sorgen gemeinsam für die Erfüllung der Aufgaben der katholischen Kirche auf der gesamtschweizerischen Ebene. Auf kantonaler Ebene tun dies die Pfarreien/Pastoralräume zusammen mit den Kirchgemeinden. Dabei sorgen die staatskirchenrechtlichen Instanzen für die finanziellen Mittel und schaffen Strukturen, die es den pastoralen Instanzen ermöglichen, ihre Aufgaben zu erfüllen.
Vielleicht war dies jetzt etwas ausführlich, aber es ist mir wichtig, dies noch einmal zu erklären. In unserer Kirchgemeinde funktioniert die Zusammenarbeit zwischen jenen, die die Verantwortung für die Seelsorge haben und der Kirchenpflege sehr gut. Das war und ist mir auch immer ein wichtiges Anliegen. Auch in Zukunft.
Ein anspruchsvolles Jahr ging zu Ende
Sie sind ja inzwischen gewählter Synodaler und tragen Mitverantwortung in der Kantonalkirche. Was ist Ihre Aufgabe dort genau?
Die Katholische Synode des Kantons Zürich besteht aus vier Fraktionen und trifft sich jeweils an den Synodensitzungen. Ich bin eines von insgesamt 23 Mitgliedern der Fraktion Zürich Oberland und vertrete dort unsere Kirchgemeinde. Als “normales” Mitglied der Synode beteilige ich mich in den Sitzungen an den Gesprächen zur Entscheidungsfindung und nehme dazu auch Stellung. Meine Fraktion hat mich für das nächste Jahr in die Finanzkommission der Synode gewählt. Als langjähriger Gutsverwalter unserer Kirchgemeinde interessiert mich der Einblick in die Zentralkasse der Synode sehr. Ich freue mich auf diese zusätzliche Aufgabe.
Die Pfarrei leidet ja, wie viele andere auch, unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Wagen Sie dennoch als Kirchgemeindepräsident einen Ausblick in das kommende Jahr?
Ich war sehr beeindruckt von der Arbeit unseres Seelsorgeteams in dieser ausserordentlichen Zeit und bin sehr zuversichtlich, dass sie das neue Jahr genauso gut meistern werden wie das vergangene Jahr. An dieser Stelle bedanke ich mich nochmals ganz herzlich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Pfarrei für die geleistete Arbeit. Zu Beginn der Krise musste man gewisse Ansprüche einiger Kirchgemeindemitglieder enttäuschen. Sie litten stark unter den Einschränkungen. Doch ich bin fest überzeugt, dass inzwischen alle begriffen haben, dass wir nur durch gegenseitigen Respekt und konstruktive Zusammenarbeit die Hürden bewältigen können. Dies gilt auch für das neue Jahr.
Vielen Dank, dass Sie sich unseren Fragen gestellt haben. Wir wünschen Ihnen ein erfolgreiches und gesundes neues Jahr!
Lieber Louis
Wünsche Dir auch alles Gute im neuen Jahr, persönlich, geschäftlich und kirchenpflegerisch. Und freue mich über eine weitere gute und erspriessliche Zusammenarbeit.
Herzlichen Gruss
Lieber Andreas
Vielen herzlichen Dank für Deine Glückwünsche. Auch ich freue mich auf eine weitere gute Zusammenarbeit mit Dir und dem ganzen Pfarreirat. Alles Gute und liebe Grüsse, Louis
Lieber Louis
Sehr gutes Interview! Danke Dir und auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit im Dualen System und in der Kantonalkirche.
Gruss aus der katholischen Nachbarschaft Meilen.
Lieber Andreas
Herzlichen Dank für Dein Kommentar. Ich freue mich auch auf eine gute Zusammenarbeit, besonders in der Finanzkommission.
Und wie Du Dich immer herzlichst verabschiedest:
Mit “katholischen” Grüssen nach Meilen, (smile)
Louis