Ein Besuch an der Küsnachter Chilbi Geschrieben am

Ein Karussell lässt die Herzen höher schlagen
Ein Karussell lässt die Herzen höher schlagen

Wenn die Schulferien im Sommer zu Ende gehen, fängt die Chilbi-Zeit an. Von einem Dorf zum nächsten kann man sich an der Chilbi verköstigen und alte Freunde treffen. Diakon Matthias Westermann erzählt von seinen Chilbibesuchen und den Erinnerungen aus der Kindheit.

Chilbi lässt Kindheitserinnerungen hochleben

Jedes Mal, wenn ich an die Küsnacher Chilbi gehe, kommen in mir Kindheitserinnerungen hoch. Auch wenn heute so vieles anders ist wie vor Jahrzehnten, nicht nur in der Art und Weise wie Chilbi gefeiert wird, bedeutet doch ein Besuch an der Chilbi ein Aufleuchten der eigenen Kindheit. Die Gerüche, der Klang der Musik, das Lachen und Zusammensitzen, der Familienausflug, ganz besonders die Fragen der Kinder: „Papi, dörf ich ufs Karussell?“ Oder: „Gahsch mit mir uf d’Geisterbahn?“

Viele Menschen haben da eine Menge Erinnerungen mit einzubringen. Auf mich übte immer die Geisterbahn eine besondere Faszination aus. Die Jugend von heute hätte für all das, was mich als Kind gruselte, wohl nur ein mildes Lächeln übrig. Eine Kindheit in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts kannte eben noch kein Internet und kein Natel. Wir konnten zwischen genau drei Fernsehprogrammen auswählen, und der Konsum von Fernsehsendungen war auf zwei Stunden beschränkt. Aber nicht zwei Stunden am Tag, sondern zwei Stunden in der Woche. Und dies auch nur am frühen Samstagabend, zwischen Badewanne und dem Zubettgehen. Sendungen wie „Bonanza“ oder die „Leute von der Shiloh Ranch“ oder „Daktari“ (mit dem schielenden Löwen) genügten, mein Herz höher schlagen zu lassen.

Sehr beliebt auch in Küsnacht - die Kinderbahnen
Sehr beliebt auch in Küsnacht – die Kinderbahnen

Die Geisterbahn an der Chilbi – ein MUSS mit grosser Überwindung

Und nun stand ich da, als kleiner Primarschüler vor der grossen Geisterbahn. Schauerlich sah das aus. Skelette mit Sensen und bemalten Fingernägeln, Teufelsfratzen, dazu Nebelschwaden. Keine Macht der Welt hätte mich dazu bewegen könne, da alleine einzutreten. Doch als mein Vater sagte: „Komm, wir gehen zusammen“, ging ich todesmutig mit. Ich glaube, ich hatte fast die ganze Fahrt die Augen geschlossen. Und mich am Arm des Vaters festgekrallt. Er hatte sicher blaue Flecken davon. Als wir endlich draussen waren, fragte er mich: „Und, wie war es?“ Und ich antwortete: „Super.“

Wenn ich heute über das Kindheitserlebnis nachdenke, weiss ich natürlich, was hinter dieser Erfahrung in der Geisterbahn steckt und warum ich dies gut überstanden habe. Zu einer behüteten Kindheit gehört Vertrauen. Letztlich gründen die Unbeschwertheit und die Sorglosigkeit der Kinder in einem tiefen Vertrauen. Es richtet sich zunächst und vor allem auf die Eltern. Auf sie ist Verlass – hoffentlich. Sie stillen Hunger und Durst. Sie trösten und pusten Schmerzen weg und sorgen für warme Schuhe. Sie kennen immer den Weg nach Hause und haben keine Angst in der Achterbahn. Wer das erfahren hat, kann vertrauen. Wer das erfahren hat, der hat eine Beziehung zu seinen Eltern und ins Leben, an der erst einmal nicht so leicht zu rütteln ist. Für mich war dieser Chilbi-Besuch eine Lektion fürs Leben. Alles Schlimme ist zu ertragen, wenn man sich wo festhalten kann. Und das gilt ja nicht nur für Kinder.

Ihnen wünsche ich einen fröhlichen Besuch an der Chilbi in Küsnacht und in Erlenbach, oder wo auch immer!

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