Schweizer Fernsehen überträgt den Gottesdienst Geschrieben am

Am Pfingstsonntag wird zum ersten Mal in der Pfarreigeschichte der Gottesdienst im Schweizer Fernsehen übertragen. Wie das genau vor sich geht, dazu haben wir Diakon Matthias Westermann befragt:

Matthias Westermann, Diakon und Pfarreibeauftragter

Freuen Sie sich auf den Pfingstsonntag?

Wenn denn alles vorbereitet ist und sämtliche Absprachen mit der Redaktionskonferenz des Schweizer Fernsehens einvernehmlich getroffen sind, dann habe ich Zeit, mich zu freuen. Natürlich ist es etwas Grossartiges, dass unsere Gemeinde sich auf diese Weise präsentieren darf. Nun stellen wir allerdings fest, dass dies alles mit doch hohem Aufwand verbunden ist, der mir und allen Beteiligten auf unserer Seite am Anfang so natürlich nicht bewusst war.

Was heisst das konkret?

Die grösste Herausforderung im Moment ist, einen Festgottesdienst wie den am Pfingstsonntag, wo üblicherweise auch unser Chor und das Orchester dabei sind, in das doch sehr enge Zeitkonzept einer 50minütigen Live-Übertragung zu pressen. Wir sind es ja gewohnt, die Liturgie auf sehr würdige Weise zu feiern und jede Hektik zu vermeiden. Nun haben wir genaue Zeitvorgaben in Minuten und Sekunden für die einzelnen Elemente des Gottesdienstes. Wenn Sie nur unseren Kommuniongang einmal anschauen, der in normalen Sonntagsgottesdiensten mit der anschliessenden Gebetsstille und den vorgeschriebenen liturgischen Handlungen zwischen 10 und 15 Minuten dauert. Nun sind dafür genau drei Minuten und 30 Sekunden vorgesehen. Oder für die Predigt exakt sieben Minuten. Auch für die Musik gilt, dass die Stoppuhr läuft. Für den gesamten Gottesdienst gibt es ein Drehbuch, das inzwischen in der vierten Überarbeitung vor mir liegt und noch immer dauert alles viel zu lang und wir sind weit über dem zur Verfügung stehenden Zeitrahmen.

Warum ist das so?

Der Gottesdienst ist eine Live-Übertragung. Ihn zeitversetzt zu senden, ist nicht erlaubt und nicht vorgesehen. Und er muss natürlich in die Programmfolge des Sonntagmorgens passen. Das heisst, er darf auf keinen Fall länger dauern, wie vorgesehen. Stellen Sie sich vor, wie peinlich es ist, wenn einfach durch die Regie abgeschaltet wird. Deswegen gibt es am Vorabend auch eine Hauptprobe, die exakt den Sonntagsgottesdienst durchspielt. Da ist dann nochmals Gelegenheit, zu ändern oder zu kürzen.

Wie geht es nun weiter?

In der kommenden Woche wird die Redaktionskonferenz des Fernsehgottesdienstes bei uns zu Besuch sein. Da geht es dann um die ganzen inhaltlichen Fragen, aber auch um die technischen Dinge. Am Pfingstwochenende werden zwei Lastwagen voll mit Übertragungstechnik vorfahren. Das heisst, mehrere Kameras, eine eigene Beleuchtung für den Kirchenraum, eine eigene Mikrofonanlage. All dies braucht Platz und auch einen Starkstromanschluss. Eine Fernsehproduktion muss immer perfekt ausgeleuchtet sein und der Ton absolut verständlich und ohne jedes Nebengeräusch. Die Hauptpersonen müssen sogar in die Maske, damit die Gesichter im Scheinwerferlicht nicht glänzen oder die Konturen verlieren.

Sie haben schon Erfahrung mit Fernsehgottesdiensten?

Im Studium habe ich das schon mehrfach mitgemacht, weil aus der dortigen berühmten Klosterkirche immer wieder Fernsehgottesdienste übertragen wurden. Beeindruckt hat mich der technische Aufwand und die zeitliche Präzision, mit der alles geschieht und die am Ende perfekte Fernsehbilder liefern. Und dass es auch den einen oder anderen Trick gibt, wenn es mit der Zeit nicht hinkommt. So nehmen die Kameras den Priester am Altar auf, der das Schlussgebet spricht und ausserhalb der Reichweite der Kamera wird noch die Heilige Kommunion verteilt.

Wie wird man eigentlich für den Fernsehgottesdienst ausgewählt?

Wir wurden schon mehrfach angefragt und haben immer wieder abgelehnt. Offensichtlich hat man uns regelmässig dort empfohlen, was ja ehrenvoll ist, und dann konnten wir nicht mehr ablehnen.

Wie reagiert die Gemeinde auf das Ganze?

Ich denke, viele freuen sich und sind auch gespannt, wie das Ganze vor sich geht. Wir haben die Gemeinde in den letzten Wochen immer wieder darüber informiert und auch ein Faltblatt mit den wichtigsten Informationen herausgegeben. Die grösste Sorge habe ich wegen der veränderten Anfangszeit um 10.00 Uhr. Ob alle, Jung und Alt, das wirklich mitbekommen werden mit der Uhrzeit und dann auch rechtzeitig da sind, um die Reihen gut zu füllen. Aber alles in allem bin ich zuversichtlich.

Vielen Dank für das Interview.

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