Nicht nur Gebäude müssen regelmässig saniert werden. Auch Orgeln müssen sich alle paar Jahrzehnte einer gründlichen Revision unterziehen. Bei der Krypta-Orgel unter der Pfarrkirche St. Georg in Küsnacht ist dies 35 Jahre nach ihrer Installation durch die Orgelbaufirma Graf überfällig. Eine Erneuerung ihrer Tasten, Pfeifen, Ventile und Lederbälge war nötig. Bei dieser Gelegenheit konnte das etwas aus der Zeit gefallenes Klangbild erneuert werden: Waren in den 1970er und 80er Jahren dünne, scharfe Orgelklänge noch Mode, so bevorzugt man heute für die musikalische Gestaltung der Psalmen, Lieder und Orgelstücke feinere Klänge.
Aus eins mach zwei
Die verschiedenen «Sounds» der Orgel nennt man Register; jedem Register ist eine Reihe unterschiedlich hoher Töne der gleichen Klangfarbe zugeordnet. Die Register werden bei rein mechanischen Orgeln durch das Ziehen einer Holzleiste eingeschaltet. Nun sind die beiden lautesten, schärfsten Register durch feinere ersetzt worden. Die «Mixtur» ist einem grundtönigen, gambenartigen Ton gewichen. Bei der «Quinte 1 1/3» machten sich die Orgelbauer den Umstand zunutze, dass ihr zwei Registerzüge zugeordnet waren. Einer für die untere, der andere für die obere Hälfte der Tastatur. Dank der Verwendung zweier unterschiedlicher Pfeifentypen klingt das Register in der unteren Hälfte nun wie ein historisches Blasinstrument, oben wie eine Klarinette. Beide Hälften können separat ein- und ausgeschaltet werden, so dass der Organist oder die Organistin die Solo- und Begleitstimme auf demselben Manual spielen können. Damit kann zum Beispiel eine Liedmelodie hervorgehoben werden.
Neue Spielfreude auf der alten Orgel
So hat die Pfarrei Küsnacht-Erlenbach nun ein frisch gewartetes, klanglich differenzierbares Arbeitsinstrument erhalten, welches im Gottesdienst viel Freude bereitet. Auch Organisten lieben die Abwechslung! Die Spielfreude soll auf die Gottesdienstbesucher überspringen und spontan motivieren bei unserem Orgelspiel genauer hinzuhören.