Am Samstag, 20 April 2024, nur einen Tag nach dem Requiem für Bischof Vitus fand in der Kathedrale zu Chur eine besondere Feier statt: Eine Priesterweihe. Eine solche erlebt die Kathedrale zwar fast jährlich, aber dieses Mal gab es wie Bischof Joseph Bonnmain betonte ein Novum, nämlich eine Feier im syro-malankarischen Ritus.
Verschiedene Rituskirchen
Die katholische Kirche ist, wie viele möglicherweise nicht wissen, in sogenannte Rituskirchen unterteilt, deren mit Abstand grösste die lateinische ist. Es kommen dann jedoch verschiedene «ostkirchliche» Rituskirchen hinzu, etwa die griechisch-katholische, die vor allem in der Ukraine verbreitet ist, aber eben auch zwei in Indien verbreitete Rituskirchen, die syro-malabarische und die syro-malankarische. Das Oberhaupt der Syro-malankarischen Kirche, Kardinal Baselios Cleemis, war zu Pfingsten 2020 in Küsnacht zu Gast und stand, da er gut deutsch kann unserem Sonntagsgottesdienst vor.
Feierlicher Weihegottesdienst
Da Rom es so vorsieht, dass wer in einem ostkirchlichen Ritus getauft wird auch in diesem geweiht werden muss, reiste für die Weihe von Agil Raju, dem einzigen Weihekandidaten dieses Jahres, Bischof Thomas Mar Eusebios Naickamparambil, Bischof der Eparchie Parassala an, um in diesem Ritus die Weihe spenden zu können. Das Seelsorgeteam Küsnachts war aufgrund der bestehenden freundschaftlichen Beziehungen zum Weihekandidaten ebenfalls anwesend. Bei voller Kathedrale mit vielen Gästen von Agil Rajus aktuellem Wirkungsort in Höchst, Vorarlberg, Österreich, wurde eine ungewohnte aber höchst eindrückliche Liturgie gefeiert. So wurde mit der Gabenbereitung begonnen, dann mit dem langen Weiheritus unterbrochen, um dann zum Schluss mit der Kommunion zu schliessen. Die ganzen Gesänge, Wiederholungen, Segensgesten und Riten waren unvertraut, das meiste aber auf Deutsch übersetzt und boten so einen einzigartigen Einblick in eine uns meist nicht zugängliche weltkirchliche, katholische Tradition.
Auch Bischof Joseph betonte in seiner Homilie: “Die katholische Kirche kennt viel mehr Riten als nur die Römische. Alle Sprachen, Kulturen, Hautfarben, Rassen, Traditionen haben Platz in unserer Kirche. Wie sehr ist sie Weltfamilie, multikulturell, universell, ja katholisch.” Er wünschte Ihm zugleich: “Lieber Agil, bleibe mitten im Volk Gottes, als Gottes Volk und für Gottes Volk unterwegs, entfalte immer weiter ein universelles, katholisches Herz, etwas, das wir uns heute auch für uns alle wünschen.”