Pfarrer Karl Wolf war im Mai für einige Tage zu Besuch in Uwemba (Tansania). Im Interview geht er auf den Grund seiner Reise ein und gibt einen Ausblick, wer demnächst bei uns in Küsnacht zu Besuch sein wird.
Die Reise nach Uwemba ist bereits ein Abenteuer
Sie waren Anfang Mai für einige Tage in Uwemba, das ist weit weg. Wie war die Reise?
Wir kamen mitten im grossen Regen an. Das Klima ändert sich auch dort spürbar. Die Regenzeiten verschieben sich. Schon in Dar es Salaam gab es Überschwemmungen auf den Strassen. Einige andere Gebiete in Tansania hatten dagegen Ernteausfälle wegen grösster Trockenheit. Es wird befürchtet, dass es dies zu Ausfällen in der Nahrungsmittelversorgung und damit zu Hunger führen werden. Die Maisfelder sind vertrocknet und der Mais wird fehlen.
Auf dem Weg nach Uwemba war es spannend durch Nebel und Regen zu fliegen. Das kleine, zehnsitzige Flugzeug wurde auch einmal richtig durchgeschüttelt. Der Pilot musste auf diesem Flug den Steuerknüppel fest in die Hand nehmen. So konnte er nicht, wie sonst schon beobachtet, einfach auf Autopilot schalten und nebenbei gemütlich frühstücken. Die Strassen auf dem letzten Abschnitt nach Uwemba sind Sandpisten und sie waren vom Regen durchtränkt. Der Boden war für unser Auto so rutschig, wie bei uns während der Eisglätte im Winter. Lastwagen, Transporter und Busse rutschten in die Strassengraben und blieben liegen. Es brauchte einige Zeit, bis wir uns an ihnen vorbeiquälen konnten. Am Ziel in Uwemba wurden wir erwartet und von alten Freunden begrüsst: Bruder Thomas im Gästehaus und Pater Andreas, der Gott sei Dank trotz seines Alters wieder genesen war.
Frage um Spendengelder konnte geklärt werden
Es gab ja einige Anfragen wegen der Verwendung der pfarreilichen Spendengelder. Konnte dies geklärt werden?
Oh ja. Es gab im Vorfeld zum Weggang des Priors Pater Laurenti in der Pfarrei vallerlei Fragen. Und auch alle möglichen Phantasien, was wohl mit den Spendengeldern passiert sein könnte. Und natürlich immer die etwas abschätzige Vermutung, dass «die Afrikaner» nicht ordentlich mit «unserem» Geld umgegangen sind. Es war interessant für mich, zwei Tage lang die Bücher und die Buchhaltung vor Ort zu studieren. Dabei konnte ich jedoch nichts Belastendes finden. Schliesslich haben wir detailliert den Weg der einzelnen Vergabungen von Küsnacht zum Kloster Uznach, über die Abtei Peramiho in Tansania, bis nach Uwemba nachvollzogen. Dabei haben wir einen Buchungsfehler festgestellt. Offensichtlich wurde in der Schweiz falsch kontiert und die Spenden gingen nicht Richtung Kindergarten, geführt durch die Brüder, sondern Richtung Waisenhaus, geführt durch die Schwestern. Natürlich ist das etwas beschämend für uns und die berühmte Schweizer Perfektion.
Die Brüder in Uwemba haben die ganze Zeit gut gewirtschaftet und den Kindergarten aufrechterhalten. Auch wenn doch sehr viele Mittel unsererseits ausgeblieben waren. Schliesslich konnten wir jetzt gemeinsam das neue Budget aufstellen und die anstehenden Renovierungen im Kindergarten besprechen. Es gab ein Teammeeting mit ehrlicher Aussprache von Lohndiskussionen bis Einzelvisiten der Räume und speziell der renovierungsbedürftigen Küche. Sehr zufrieden mit dem Ergebnis konnte ich nach drei Tagen diesen Teil der Arbeit abschliessen. Ich meine, es gibt gute Perspektiven für die 140 Kinder und deren Begleitung durch Anna Danda, die Leiterin, und ihr siebenköpfiges Team.
Die neue Zusammensetzung kann eine positive Entwicklung bringen
Wie ist Ihr Eindruck von der neuen Führungsmannschaft in Uwemba?
Die Mutterabtei Peramiho hat für das Priorat in Uwemba, konkret für die die Metzgerei, die Schlosserei und die Pfarrei, eine neue Besetzung gesandt. Für uns am bedeutsamsten ist die Schlosserei mit Bruder Kizito. Er wird die praktischen Arbeiten der Renovation des Kindergartens leiten und hat schon Kostenvoranschläge geschickt. Die Leitung der Pastoral der Pfarrei ist mit Pater Emmanuel neu besetzt. Er ist auch der neue Verantwortliche für den Kindergarten. Er hat derzeit Unterstützung durch Bruder Placido, der eine Praktikumszeit vor dem Theologiestudium in der Pfarrei verbringt.
Eine neue Führungsmannschaft in Uwemba gibt es aber noch nicht. Pater Andreas als Alt-Prior, Bruder Andreas als Koch und Bruder Anton als Verantwortlicher für die Werkstatt und Hausmeisterei, sind «alte» Vertraute. Es war sehr schön sie wieder zu sehen und zu erleben, wieviel Herzlichkeit sie uns entgegenbrachten. Alle sieben Brüder sind in der Zusammensetzung miteinander noch neu und dabei ihren Stil zu finden. Aber ich bin guten Mutes, dass es eine positive Entwicklung geben wird.
Wesentliche Fortschritte im DREAM-Zentrum
Und was tut sich im DREAM-Zentrum?
Im Dream Zentrum haben Claudia Antonini und Hans Caspar einen wesentlichen Fortschritt im Labor erreichen können. Für die Diagnostik steht jetzt die Technik für die Erstellung eines vollen Blutbildes im Haus selbst zur Verfügung. Die Blutproben müssen nun nicht mehr auswärts gegeben werden. Es gab selbstverständlich die Supervision der Begleitung der Patienten im Empfang und in der Beratung durch die Mitarbeiter und die Besprechung einzelner besonders schwieriger Patientensituationen. Auch die Hilfe für Patienten in besonderer Not – wie zum Beispiel für einen halbseitig gelähmten und stummen Familienvater – konnten wir in Kooperation mit der Pfarrei auf neue Füsse stellen. Zudem haben Claudia Antonini und Hans Caspar einen eindrücklichen Film über die praktische Arbeit im Zentrum gedreht. Er ist sehr gelungen und wird auf Bitten der Mitarbeiter in drei Sprachen synchronisiert veröffentlicht werden.
Ein Gegenbesuch in Küsnacht
Wir haben gehört, es gibt demnächst Besuch aus Uwemba. Können Sie etwas dazu sagen?
Ja, im Juni werden wir die grosse Freude haben, drei Schwestern aus Uwemba bei uns in Küsnacht begrüssen zu dürfen. Von 24. Juni bis 3. Juli werden Sr. Ruth Bartonico, die Priorin der Schwesternschaft aus Peramiho, Sr. Agape, die Leiterin der Schwestern in Uwemba und Sr. Gloria, die Leiterin des Dream-Zentrums unsere Pfarrei besuchen. Wir freuen uns auf die Schwestern und die Begegnung mit ihnen hier bei uns, nachdem wir so oft dort bei ihnen waren.
In der Pfarrei werden sie die Strickfrauen am Montag besuchen. Es gibt mit ihnen eine öffentliche Veranstaltung am Mittwoch. Sie sprechen in der Kirchgemeindeversammlung am Mittwoch ein Grusswort und sind am Donnerstag bei den Senioren. Und am Wochenende sind sie in den Gottesdiensten präsent. Drei interessante und kompetente Frauen aus Afrika freuen sich jetzt schon, viele ihrer UnterstützerInnen persönlich kennenlernen zu können. Für uns alle ist es eine gute Gelegenheit unsere Kenntnisse zu erweitern und unsere Partnerschaft mit der Kirche Afrikas – konkret in Uwemba – vertiefen zu können. Ich freue mich schon sehr darauf.
Und im Religionsunterricht- kommen die Schwestern da auch vorbei? Für die Kinder wäre das echt spannend zu hören, wie die Pfarrei den Benachteiligten hilft! Herzlich eb