Im kommenden Mai findet im Kirchenzentrum St. Agnes in Erlenbach der Kurs „Ikonen schreiben“ statt. Diese Veranstaltung wird vom Pfarreirat organisiert. Aber halt, heisst das nicht «Ikonen malen»? Bauke Tilma, der den Kurs verantwortet, erklärt warum dem nicht so ist. Weil für viele die Welt der Ikonen etwas völlig Fremdes ist, haben wir dem jüngsten Mitglied des Pfarreirats einige Fragen gestellt.
Eine neue Kunst lernen
Herr Tilma, die Pfarrei bietet ja viele Veranstaltungen an. Nach unserem Wissen gab es jedoch noch nie einen Kurs, in dem Ikonen selbst hergestellt wurden. Wie kamen Sie auf die Idee, diesen Kurs für das kommende Jahr anzubieten?
Ich habe verschiedene Menschen in unserer Pfarrei kennengelernt, die mit Ikonen vertraut sind, sie auch selber schreiben oder die das gerne lernen möchten. Diese Personen möchte ich zusammenbringen, um die Kunst des Ikonenschreibens zu lernen und Erfahrungen zu teilen. Selbst habe ich vor mehr als zehn Jahren angefangen. Doch auch ich kann sicher noch etwas dazu lernen.
Auf der Ausschreibung ist der Kurs überschrieben mit “Ikonen schreiben”. Müsste das nicht heissen “Ikonen malen”?
Eine Ikone ist ein Bild von Christus, von Maria, von einem Heiligen oder von einem biblischen Ereignis. Dabei geht es nicht so sehr um die Qualität des Bildes selbst, sondern um die Person, die dargestellt ist. Wie bei einem Foto, wo es um eine Person geht, die dir nahe ist, mit der du Kontakt haben möchtest, die du präsent haben willst. Es geht um das, was abgebildet ist und nicht um die Künstlerpersönlichkeit des „Malers“. Deswegen reden wir von „Ikonen schreiben“. Der Betrachter kommt dabei in Kontakt mit dem Dargestellten, dem Heiligen. Eine Ikone wird darum auch oft ein „Fenster zum Himmel“ genannt.
Dieser Kurs wird durch die Künstlerin Janina Zang aus Deutschland geleitet, Sie kennen sie persönlich?
Ich bin der Künstlerin noch nicht persönlich begegnet. Aber die ansprechenden Ikonen, die ich von ihr gesehen habe, haben mich veranlasst, sie als Referentin für diesen Kurs anzufragen. Sie hat das Ikonenschreiben von verschiedenen Ikonografinnen und Ikonografen in Israel und England gelernt. Unter anderem auch vom bekannten Ikonografen Aiden Hart. Sie hat bereits viele Ikonenkurse geleitet. Ich bin sicher, dass sie den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einen gründlichen Einstieg in die Ikonographie geben kann.
Eine meditative und religiöse Handlung
Gibt es Vorgaben, wie eine Ikone auszusehen hat?
Die Motive und Typen sind in der mittelalterlichen byzantinischen Ikonografie fest vorgegeben, das nennt man den Bilderkanon. Es werden bereits geschriebene Ikonen als Malvorlage verwendet. Viele Details auf Ikonen haben eine Bedeutung. Zum Beispiel die verwendeten Farben oder die abgebildeten Handgesten. Es ist wie eine Sprache, die der Ikonograf verwendet, damit der Betrachter die Ikone „versteht“. Der Ikonenschreiber stellt die Ikone aber mit seinen eigenen Fähigkeiten her.
Eine Ikone selber zu gestalten klingt ein bisschen wie eine religiöse Handlung. Sehe ich das richtig?
Ja, der Ikonenschreiber taucht vor und während des Schreibens ein in das, was der Dargestellte uns „zu sagen“ hat. Es ist meiner Meinung nach fast unmöglich, das nicht zu tun. Während des Schreibens arbeitet er in Ruhe und „hört“. Dabei verlässt der Ikonograf sich auf Gott, der das Ikonenschreiben anleitet. Er ist sozusagen ein Werkzeug Gottes. Dieser Prozess des Ikonenschreibens wird daher oft ein Gebet genannt, eine religiöse Handlung.
Anmeldungen noch möglich
Die Teilnehmenden können am Ende ihre eigene Ikone mit nach Hause nehmen?
Ja, sicher. Innerhalb der sieben Kurstage arbeitet jeder Teilnehmende an seiner eigenen Ikone. Schritt für Schritt erzählt und zeigt die Kursleiterin, wie man die Ikone schreibt. Um dies zu ermöglichen, werden alle Teilnehmer den gleichen Typ Ikone schreiben. Nämlich eine Ikone des heiligen Antlitzes Christi (Mandylion). Janina Zang hat dies so ausgewählt. Die Anfänger arbeiten an einer vereinfachten Ikone, die Fortgeschrittenen eventuell an einer komplexeren.
Hat es im Kurs noch freie Plätze? Falls ja, wo kann man sich anmelden?
Der Kurs hat Platz für maximal zwölf Personen, damit die Kursleiterin jedem die nötige Unterstützung geben kann. Im Moment ist ungefähr die Hälfte der Plätze belegt. Es gibt also noch wenige freie Plätze. Weitere Informationen findet man in der Broschüre, die in der Pfarrei aufliegt und im Flyer, der in diesem Beitrag verlinkt ist. Anmeldungen oder Fragen kann man dem Pfarreisekretariat senden. Natürlich kann man mich auch immer ansprechen.
Sehr geehrter Herr Tilma,
Besteht die Möglichkeit, dass Sie mir über die weiteren Ikonen-Schreib-Kurse ,dieses Jahres ,Informationen zukommen lassen könnten?
Gerne erwarte ich Ihre Antwort.
Mit freundlichen Grüssen
Denise Helbling