Der Pastoralkurs, der für alle Seelsorgerinnen und Seelsorger nach dem Theologiestudium anschliesst, stand in diesem Jahr unter vor einer besonderen Herausforderung. Das Präsenzverbot in den Hochschulen des Landes galt natürlich auch für die Theologische Hochschule Chur, die diesen Kurs im Auftrag der Diözese durchführt. Pastoralassistent Thomas Jehle gibt in seinem Bericht einen Einblick in den Kurs unter den Einschränkungen der Corona-Massnahmen.
Der erste Schritt ins Berufsleben
Nach dem Theologiestudium beginnt für alle an den pastoralen Berufen Interessierten mindestens ein berufspraktisches Jahr. In dem Jahr arbeitet man schon tatkräftig in der Gemeinde mit. Begleitet wird das einführende Jahr von insgesamt sechs Kurswochen des Pastoralkurses. Zukünftige Pastoralassistenten und Pastoralassistentinnen sowie diejenigen, die sich auf die Diakonen- und Priesterweihe vorbereiten, besuchen diesen Kurs. Somit kommen dort alle “Berufsanfänger” des Bistums zusammen. Wir reflektieren gemeinsam unsere Erfahrungen, besprechen Gutes und Schwieriges und erhalten neue Impulse.
Der Pastoralkurs ist in zwei zweiwöchige Kurseinheiten unterteilt, sowie eine einwöchige Einheit und einer Exerzitien-Woche, die an einem Ort (zum Beispiel in einem Kloster) nach Wahl selbstständig organisiert und wahrgenommen wird. Hinzukommen noch einige Stunden Supervision, welche wir bei einer eigenen Fachstelle organisiert werden.
Der Pastoralkurs ist eine wichtige Basis
In meinem Pastoralkurs nehmen elf Männern und Frauen teil. Bis auf eine Pastoralassistentin, welche im Kanton Schwyz arbeitet, sind alle anderen in Pfarreien im Kanton Zürich tätig. Aus den anderen Bistumskantonen der Urschweiz und aus Graubünden ist leider niemand dabei. Neun von uns, mich eingeschlossen, werden als Pastoralassistentinnen und Pastoralassistenten in den Pfarreien wirken. Dort werden wir die bischöfliche “Missio” (Beauftragung/Sendung) im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes im September erhalten. Zwei von den Teilnehmenden werden dieses Jahr die Diakonen- beziehungsweise die Priesterweihe empfangen.
Der Pastoralkurs startete im August letzten Jahres und steht natürlich, wie alle anderen Veranstaltungen, Kurse und sonstige Treffen, unter dem Eindruck der Corona-Pandemie. Während es mit den niedrigeren Fallzahlen im Sommer noch Hoffnung gab, dass wir normal beginnen können, war spätestens mit dem Beginn der neuen Welle und den hochschnellenden Zahlen im Herbst klar, dass alles online stattfinden würde. Tatsächlich konnten wir uns bis jetzt kein einziges Mal in der Gruppe persönlich versammeln, sondern mussten auf ZOOM, einer der bekannten Plattformen für Videokonferenzen, ausweichen. Das ist insbesondere auch deswegen schade, weil damit eine entscheidende Dimension des Kurses fehlt: die persönliche Begegnung, der Austausch, das Knüpfen neuer Kontakte unter den Kollegen des Bistums. Das gemeinsame Gottesdienst-Feiern, die Mittagessen oder private abendliche Begegnungen lassen sich nur schwer ersetzen.
Mit Corona lernt man innovativ zu sein
Wir mussten also improvisieren und manchmal auch spontan sein. Inhaltlich sind wir aber bis jetzt zumeist gut aufgestellt. Denn zum Glück gibt es auch einige Dozenten, die auf kreative Art und Weise ihren Unterricht auf die Online-Variante umstellten. So nahm uns beispielsweise der Musikdozent mit auf die Orgelempore seiner Pfarrkirche und stimmte mit uns dort Lieder an. Auch die gemeinsamen und von den Kursmitgliedern gestalteten Online-Gottesdienste waren herausfordernd, aber gleichzeitig eine interessante und neue Erfahrung. Neben diesen eher praktischen Elementen, zum Beispiel dem Predigtseminar, hatten wir auch theoretische Einheiten. Diese etwa zum Religionsunterricht, zur Spiritualität im Arbeitsalltag, zur Missbrauchsprävention und zur Migrantenseelsorge. Sogar ein Leadership-Seminar fand statt.
Alle Dozenten haben sich sehr viel Mühe gegeben. Trotzdem sind wir immer wieder auch an die Grenzen der Online-Formate gestossen. So sind etwa Methodenwechsel viel schwieriger und begrenzter zu machen als vor Ort. Auch die Aufmerksamkeit, nach Tagen und Stunden vor dem Bildschirm, nimmt ehrlicherweise mit der Zeit ab.
Die Hoffnung bleibt, dass wir uns mal noch live sehen können
Was auf jeden Fall bleibt, ist die Erfahrung, dass man nicht alleine auf dem Weg in ein besonderes und schönes Berufsfeld ist. Nämlich das der pastoralen Arbeit in der Kirche, wo man bei den Menschen sein kann und so Gottesdienst wirklich lebt. Auch lernten wir, dass aussergewöhnliche Ereignisse wie die Pandemie trotz ihrer Nachteile auch Chancen eröffnet, um noch mal ganz anders und neu darüber nachzudenken, wie Kirche und Pastoral in der Gegenwart und Zukunft gestaltet werden soll. Meist ist einem dies zwar theoretisch schon klar, aber die Umsetzung ist oft gar nicht so einfach.
Und so hilft es, aufgeschlossene und nette Kurskollegen zu haben, welche aus ihren Erfahrungen berichten, von gelungenen Ideen und erlebten Erfolgen, von denen man inspiriert wird. Für die kommende Zeit wünsche ich mir daher sehr, die schon vertrauten Gesichter vor den Bildschirmen einmal leibhaftig zu sehen und mit meinen Kollegen für den letzten Kursblock Ende Frühjahr nicht nur digital, sondern zumindest ein Stück des Weges “live” – in Person gemeinsam gehen zu dürfen.