Verpflegung für Menschen am Rand der Gesellschaft

Ein provokanter Zwischenruf von Pfarradministrator Karl Wolf Geschrieben am

Stellvertretendes Eucharistiefeier
Stellvertretende Eucharistiefeier

Musste uns erst eine Viruserkrankung schütteln, damit wir erkennen, wie wir in unserem Leben mit allen Menschen in einem grossen Zusammenhang eingebettet sind? Sollte uns tatsächlich ein Mikroorganismus, der das Leben vieler tausend Menschen kostet, daran erinnern, dass wir alle, jeder Einzelne für sich, für den Anderen und für das Ganze verantwortlich ist? Waren wir verblendet? Erblindet? Einige – ob jünger oder älter, vielleicht schon von Geburt an? Gedanken von Pfarradministrator Karl Wolf.

Die Freiheit war ein selbstverständliches Gut

Wir haben es für selbstverständlich gehalten, im Luxus und einer Überfülle von Produkten, in Freiheit und in Gesundheit zu leben. Im Rennen des täglichen Business hatten wir die Basics des Menschlichen und Sozialen in die zweite und dritte Reihe gestellt. Die Erde bat uns auf vielfache Weise und lange darum, die Ausbeutung und Verschmutzung zu beenden und uns zu begrenzen. Wir waren zögerlich und mochten den Zusammenhang mit unserem Lebensstil nicht wirklich sehen. Dabei vergassen wir die Furcht der vielen Millionen, die um ihr Leben fürchten müssen. Wir gaben ihnen nicht die ausreichende Solidarität.

Eine schwierige und für sehr Viele, äusserst schmerzhafte Lektion, lernen wir gerade. Vielen kostet dieser Prozess das Kostbarste: das Leben. Und ausgerechnet Viele von denen, die unsere kostbare Welt mit ihrer Ausstattung und durch ihre Arbeit aufgebaut und gestaltet haben.

Die Situation verändert unser gesamtes Leben

Müssen wir trotzdem dankend den Ausbruch dieser Krise zur Kenntnis nehmen, weil die Lebensgrundlagen, Luft und Wasser sich in einigen Regionen schon jetzt merklich gebessert haben?

Sind wir in der Lage dankbar anzuerkennen, dass wir alle in einem grossen Zusammenhang des Lebens miteinander verknüpft sind, unabhängig von Kontinent, von Nationen, Sprache, Kultur und Religion?

Können wir sehen, dass Solidarität lebensrettend ist? Können wir die konstruktive Herausforderung darin erkennen, dass alles – einschliesslich unserer Selbst und unseres Lebensstils – jetzt in Frage gestellt ist und wir tatsächlich die Chance haben, einen neuen Anfang zu machen?

Dank des Virus? Wir sehen jetzt, die Welt musste sich verändern. Sie verändert sich: jetzt! Sie ist jetzt schon eine andere. Welche Sicht wird in Zukunft die unsrige prägen? Welche Perspektive werden wir einnehmen?

Dankbar zu sein, solidarisch und achtsam zu bleiben, empfiehlt sich. Die Augen offen zu halten und mit einem ganz weiten Horizont in die Zukunft zu schauen.

Die Liebe Gottes zeigt uns neue Wege

Konkrete Hilfeleistung
Konkrete Hilfeleistung

Alles ist miteinander verbunden. Wenn sich der Mensch für unabhängig von der Wirklichkeit erklärt und als absoluter Herrscher auftritt, bricht seine Existenzgrundlage in sich selbst zusammen. Denn statt seine Aufgabe als Mitarbeiter Gottes am Schöpfungswerk zu verwirklichen, setzt sich der Mensch an die Stelle Gottes und ruft dadurch schliesslich die Auflehnung der Natur hervor.

Gott, der uns zur grosszügigen und völligen Hingabe zusammenruft, schenkt uns die Kräfte und das Licht, die wir benötigen, um voranzugehen. Im Herzen dieser Welt ist der Herr des Lebens, der uns so sehr liebt, weiter gegenwärtig. Er verlässt uns nicht, er lässt uns nicht allein, denn er hat sich endgültig mit unserer Erde verbunden, und seine Liebe führt uns immer dazu, neue Wege zu finden.

Papst Franziskus (aus „Laudato si“, 2015)

5 Antworten zu “Ein provokanter Zwischenruf von Pfarradministrator Karl Wolf

  1. Lieber Karl, Lieber Matthias

    Herzlichen Dank für euren Input und das tägliche Gebet, das uns verbindet.

    Freuen würden wir uns über eine Übertragung/Aufzeichnung der in diesem Jahr besonderen Osterfeierlichkeiten. Wir wissen, dass ihr in diesen Zeiten das Bestmögliche tut.

    Lieben Gruss Dunja und Michael Zimmermann

  2. Lieber Karl, lieber Herr Westermann, danke für diesen schönen, tröstlichen und aufbauenden Newsletter – ich denke, viele von uns haben diesen Zuspruch und dieses Zeichen der Verbundenheit, die Deutungen und Einschätzungen, die Gebets- und Zeremonie-vorschläge, die nützlichen Tipps sehr geschätzt und in diesen Tagen und Wochen (die allmählich lang werden, jetzt schon) sehr gebraucht! Und wir brauchen es weiter, in einer Zeit, die einerseits religiös und spirituell und gleichzeitig gesellschaftlich so intensiv und gerade so schwer auszuhalten ist.
    Schreibt bitte bald wieder 🙂 !
    Auch ich würde mich über eine Aufzeichnung der Ostermesse sehr freuen, und auch über Hinweise auf Fersehaufzeichnungen aus Rom oder andere wichtige Ereignisse oder Termine.
    Den letzten ausserordentlichen Urbi et orbi-Segen des Papstes (vor ungefähr 2 Wochen) und die wunderbare berührende Eucharistiefeier, die er davor gehalten hat, habe ich nur durch Zufall entdeckt, und als ich die Übertragung in Phönix (bzw. die gesamte Länge auf BR3) sah, war es schon zu spät, z.B. meine MitpilgerInnen noch per WhatsApp -Chat zu informieren – da hätte ich mir sehr gewünscht, es wäre zentral aus dem Pfarramt eine Information an alle gekommen, ihr wisst so etwas bestimmt schon vorher aus zentralen Mitteilungen.
    Ich wünsche Euch allen und all denen, die das lesen, eine gute und intensiv-konstruktive Zeit der Einkehr und Entwicklung, viel Kraft und gute Gesundheit und Gottes Segen!
    Gudrun
    P.S: ich habe anfangs für Freitag noch Lebensmittelsäcke vor den Altar gestellt, da ich aber auch nicht mehr raus darf, würde ich meine Unterstützung gerne finanziell geben, wenn jemand für mcih den Einkauf erledigen könnte….. -bitte um kurze Rückmeldung, wenn das geht

  3. Vielen Dank für die positiven Rückmeldungen und Anregungen. Wir freuen uns, wenn auch in dieser Zeit die Verbindung zur Ortspfarrei und zur Kirche weltweit geschätzt wird. Wir sind übrigens guter Dinge, dass der Gottesdienst am Ostersonntag aus der Pfarrkirche mit einem „livestream“ ab 10.30 Uhr übertragen werden kann. Allerdings ist es ein für Ostern ungewohnt schlichter Gottesdienst, da zusammen mit dem Zelebranten nur noch eine Handvoll Personen in der Kirche sein dürfen, die die liturgischen und musikalischen Dienste übernehmen. Auch bitten wir um Verständnis, dass aufgrund unserer personellen Möglichkeiten nicht jede Tagesaktualität aus unserer Weltkirche unmittelbar auf der Homepage oder in anderen Medien mitgeteilt werden kann. Was wir tun können, ist immer nur eine Auswahl. Aber wir bemühen uns.

  4. Guter Artikel. Ich befürchte nur, dass die Mehrzahl der Menschen nach überstandener Krise weiter machen wie vorher. Aber mal sehen! Schöne Grüsse aus Limburg.

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