Vor rund einem Jahr haben sich Angehörige der Kirchgemeinde Küsnacht einem neuen Hilfsprojekt in Uwemba (Tansania) gewidmet. Der Anfang ist nun gemacht. Ausbau und Einrichtung sind abgeschlossen, der Betrieb aufgenommen und schon ist das dream-Zentrum, ein AIDS-Ambulatorium, zum Ort der Hoffnung auf ein Leben in Gesundheit geworden. Nun gilt es, dabei zu bleiben und das begonnene Werk partnerschaftlich zu begleiten.
Claudia Antonini berichtet
So selbstverständlich als wäre es schon immer so gewesen, ist das von der katholischen Pfarrgemeinde Küsnacht ins Leben gerufene, neue dream-Zentrum ins Sankt Anna-Hospital der Missionsbenediktinerinnen integriert. Anfängliche Zweifel und Ängste, die HIV-positiven Menschen könnten im Krankenhaus stören und durch dessen Patienten Ausgrenzung erfahren, haben sich als unbegründet erwiesen. Niemand scheint sich vor “irgendwelchen“ Blicken zu fürchten. Es herrscht ein ungezwungenes Kommen und Gehen, man grüsst sich, bleibt beieinander stehen, wechselt ein paar Worte. Wenn die dream-Patienten während des Wartens in Gesundheits- und Ernährungsfragen unterrichtet werden, interessiert dies auch andere Patienten und deren Angehörige. Ist damit vielleicht ein kleiner, aber beispielhafter Schritt zur Enttabuisierung von AIDS getan?
Es ist für mich, die ich dieses Zentrum von Anfang an mitgedacht und an dessen Realisierung mitgearbeitet habe, ein beeindruckendes Erlebnis, jetzt im laufenden Betrieb des Ambulatoriums mitgehen zu dürfen und verfolgen zu können, wie gut die verschiedenen Arbeitsabläufe schon eingeübt sind und wie Zahnrädchen ineinander greifen. Jedes Teammitglied kennt seine Aufgabe und ist stolz auf den eigenen Verantwortungsbereich. Die jungen Mitarbeiter bewältigen ein enormes Arbeitspensum und sind von morgens früh um 7 Uhr, manchmal pausenlos, bis in den späten Nachmittag hinein mit der Aufnahme und Behandlung der vielen Patienten beschäftigt. Es ist der treuen Unterstützung durch die Gemeinschaft Sant’Egidio und deren Team aus Iringa, wo ein dream-Zentrum schon seit 2005 vor Ort ist, zu verdanken, dass die neuen Kollegen und Kolleginnen in Uwemba sich so schnell in das komplexe, Exzellenz fordernde Behandlungskonzept einarbeiten konnten.
Kaum eine Familie bleibt verschont
Schon im ersten Betriebsjahr sind es 568 Männer, Frauen und Kinder, die ins Programm von dream aufgenommen worden sind. Diese Zahl zeigt, welchem enormen Bedürfnis dieses Angebot entsprochen hat. Die Region Njombe, in der Uwemba liegt, ist die in Tansania von HIV/AIDS meist betroffene Gegend. Drei Viertel aller im Krankenhaus eintretenden Patienten sind mit dem gefährlichen Virus infiziert und leiden aufgrund dessen an einer mit der Erkrankung einhergehenden Komplikation, die eine Hospitalisierung, häufig kombiniert mit einer Operation, erfordert. Viele von ihnen erkranken als Folge von AIDS an Tuberkulose oder Hautkrebs. Es gibt kaum eine Familie, die davon nicht betroffen ist.
Die Mitarbeiter von DREAM sind oft mit traurigen Begegnungen und belastenden Schicksalen konfrontiert. Trotzdem ist ihre ganze Aufmerksamkeit bei der Aufnahme der klinischen Daten gefordert, damit ihnen kein Befund entgeht und die Therapie optimal auf die individuellen Bedürfnisse der einzelnen Patienten abgestimmt werden kann. Die Kombination von äusserster medizinischer Sorgfalt und Empathie für die schwer geprüften Menschen, macht DREAM aus. Es ist eine einmalige Gelegenheit für die externen, oftmals sehr jungen Mitarbeitenden, an der Seite der Schwestern ihre ersten Berufserfahrungen machen zu können. Die fundierten, medizinischen Kenntnisse, gepaart mit der Lebenserfahrung und der Spiritualität der gereiften Klosterfrauen gereichen den jungen Fachkräften für die eigene berufliche und menschliche Entwicklung zu grossem Vorteil. So ist das Zentrum eben nicht nur Behandlungsort für schwer kranke Menschen, sondern auch eine Ausbildungsstätte von hoher Qualität – beides ist für die Gegend ein grosser Segen und der vorbehaltlosen Bereitschaft zur Partnerschaft von Küsnacht zu verdanken.
Hilfsbedürftige werden zu Freunden
Wenn wir jetzt zur Begleitung des sich langsam immer besser etablierenden Programms nach Uwemba kommen, so sind nicht wir mehr die Akteure, die aufbauen und bestimmen, sondern die stillen, voller Anerkennung und Bewunderung Beobachtenden. Dennoch sind wir nicht überflüssig geworden. Es ist gut und wichtig, dabei zu bleiben und mit einer Aussensicht behutsam Rückmeldung zu geben. Weiterentwicklung und Verbesserung sind immer möglich und auch notwendig. Als Freunde kehren wir immer wieder zurück zu Freunden.
Es ist sicher richtig und wichtig, bis ins “Innerste“ im Programm mitzugehen und sich selber dem unaussprechlichen Elend der Patienten, auch der vielen verwaisten HIV-positiven Kinder zu stellen und sie ins Herz zu schliessen, ihre Geschichten aber mit Bildern einzufangen, um sie nach Hause zu bringen, ist nicht angebracht.
Diese Zeit wird vergehen und eine Neue wird kommen, da die heutigen Anstrengungen Früchte getragen und traurige Geschichten eine glückliche Wende genommen haben werden! Dann werden wir selbstverständlich gerne, im wahrsten Sinne des Wortes, wieder “ins Bild setzen“. Vorerst bleiben wir einfach dabei, in treuer Verbundenheit mit offenem Herzen und aufmerksamen Augen und Ohren dabei zu bleiben.
Wir danken Dr. Claudia Antonini für diesen Bericht und allen, die sich beherzt für Uwemba engagieren. Falls wir Ihr Interesse an dem Projekt wecken konnten, sind Sie herzlich eingeladen dieses zu unterstützen. Jeder Einsatz – noch so klein – kann gebraucht werden. Es gibt auch die Möglichkeit, bei einer nächsten Reise nach Uwemba dabei zu sein. Für weitere Informationen steht Ihnen das Sekretariat gerne zur Verfügung.
3 Antworten zu “DREAM – Der Anfang ist geschafft”