Fastenopfer Schweiz Brot für Brüder

Fasten – Weder richtig noch falsch, aber gut für den Geist Geschrieben am

Mit dem Aschermittwoch hat die Fastenzeit  begonnen. In Vorbereitung auf das Osterfest wird in der katholischen Kirche seit langer Zeit das Fastengebot gelebt. Die Art und Weise hat sich jedoch über die Jahre stark verändert. Ob der klassische Fleisch- und Alkoholverzicht, oder etwas ganz Anderes – fasten kann Jede oder Jeder, denn es reinigt und macht den Kopf wieder frei. Mitarbeitende unserer Pfarrei haben dazu ihren ganz persönlichen Fastenvorsatz verraten. Diese zeigen, dass fasten mehr wie nur Verzicht ist.

Von ganz klassisch bis hin zu ausgefallenen Fastenarten

Diakon Matthias Westermann

Früher bedeutete die Fastenzeit nicht nur ein Verzicht auf gewisse Lebensmittel. Vor allem die ältere Generation kennt noch den Verzicht auf bestimmte Vergnügungen. Tanzveranstaltungen oder sonstige Festivitäten sollten gemieden werden. Auch die Musik in den Gottesdiensten war stark reduziert. Diese strikten Gebote wurden jedoch mit der Zeit gelockert, so durch Papst Paul VI. im Jahre 1966. Übrig geblieben ist davon das Abstinenzgebot für Aschermittwoch und Karfreitag. Es verbietet unter anderem weiterhin den Verzehr von Fleisch und schreibt vor, dass nur eine Mahlzeit

am Tag eingenommen werden soll. Wie kann heute nun konkret Fasten aussehen? Kann man da etwas falsch machen? Wir haben Diakon Matthias Westermann gefragt und seine Meinung ist klar:

„Es gibt kein richtig oder falsch. Die Fastenzeit sehe ich in jedem Jahr wie ein Geschenk.“ Matthias Westermann

Als geistliche Vorbereitung auf das Osterfest, das schönste und grösste Fest unseres Glaubens, soll, so Westermann, diese Zeit helfen, den Blick wieder auf das Wesentliche zu richten. Er versucht in dieser Zeit sich mehr Freiräume zu schaffen für Gebet und Meditation. Dafür will er auf manche Ablenkung verzichten, die in unserer modernen Welt so üblich geworden sind und die uns so hektisch und geschäftig erscheinen lassen. Konkret heisst dies weniger Internet, weniger Fernsehen, dafür mehr Stille, mehr Zwiesprache mit Gott, mehr Reflexion.

Pfarrer Karl Wolf verzichtet ganz klassisch ab Aschermittwoch auf Fleisch sowie Konsum von Alkohol. Parallel dazu wird er meditieren und Anregungen in die Gottesdienste einfliessen lassen.

Fasten für die Seele

Neben dem Verzicht auf Fleisch, Alkohol und Süssigkeiten will die Pastoralassistentin Esther Stampfer auch das Mobiltelefon weniger nutzen. Um sich dem Fastenthema bewusster zu widmen, will sie parallel dazu ein theologisches Buch lesen, welches sie sich für die 40 Fastentage aussucht.

„Der Fastenmonat ist für mich ein Frühjahresputz meiner Seele. Zudem ermöglicht es mir im Glaubensweg weiter voranzuschreiten.“ Esther Stampfer, Pastoralassistentin

Der neue Kantor, Joachim Schwander, hat im letzten Jahr auf sein grösstes Laster – den Kaffeekonsum verzichtet. Einige Mitarbeiter hatten damals jedoch Bedenken geäussert, ob dies auch gut sei für seine Stimmung. Das Projekt war insofern erfolgreich, als dass er danach den Kaffeekonsum umso intensiver genoss.

Kein Verzicht sondern bewusst auseinandersetzen

Elisabeth Braun

Die Katechetin Elisabeth Braun möchte sich mit positiven Formulierungen motivieren, statt den negativen Verzicht in den Vordergrund zu rücken. Dazu wird sie unter dem Motto „Sieben Wochen mit“ ihre Fastenzeit verbringen. Ein Beispiel für eine ihrer „mit-Wochen“ ist eine Woche mit mehr Lebensfreude. Sie sucht bewusst die frohen und gelungenen Spuren an Ereignissen und Personen, die Mut machen:.

Katechetin Elisabeth Braun

„Ich geniesse die aufbrechende Natur, das Essen, die Heizung, das Duschgel.“ Elisabeth Braun, Katechetin

Damit folgt sie der Apostelgeschichte 2,18, wo es heisst:“ Du zeigst mir die Wege zum Leben“.

Bea Wick, Religionspädagogin, kann sich noch gut an die Fastenbräuche in ihrer Kindheit erinnern, wobei diese nicht nur vor Ostern sondern auch vor Weihnachten im Zentrum standen. Nach einer langjährigen Fastenpause begann sie vor drei Jahren wieder dieses Gebot zu leben. Gerade in den ersten paar Tagen ist es nicht ganz leicht auf etwas zu verzichten, gerade auf Süssigkeiten. Der Verzicht tut ihr gut, weil man die alltäglichen Dinge nicht mehr als selbstverständlich ansieht. Dies deckt sich bei ihr mit der Erfahrung eines einfachen Lebensstils.

„Man lernt die Kleinigkeiten mehr zu schätzen und spürt, dass ein glücklicher Moment nicht von einem Stück Schokolade abhängt oder von irgend sonst einem grösseren Luxus.“ Bea Wick, Religionspädagogin

Wenn das Fasten endet, macht es dann Ostern oder Weihnachten auch kulinarisch zu wirklich besonderen Festen. Gerade ein Dessert oder das Stück Schokolade werden durch den vorangegangenen Verzicht bewusster genossen und wahrgenommen.

Es muss nicht nur ein essbarer Verzicht sein

Sandra Bernsteiner, Sekretärin der Pfarrei, hat sich dieses Jahr ganz bewusst gegen das Fasten entschieden. Letztes Jahr hat sie jedoch ein „Kleiderfasten“ gemacht und dies auch nach den 40 Fastentagen gleich fortgeführt.

„Ich kaufe mir nur dann Kleider, wenn alte und ausgeleierte Stücke entsorgt werden müssen.“ Sandra Bernsteiner

Das hat sein Gutes, fügt sie an: „So bleibt wenigstens mein Kleiderkasten schlank und mein schlechtes Gewissen ist wegen Sinnlos-Einkäufen auch kleiner.“

Was die Rückmeldungen der Mitarbeitenden deutlich macht: Es gibt viele Arten, während des Fastenmonats auf etwas zu verzichten oder aber etwas bewusst wahrzunehmen und zu schätzen. Ob es sich dabei um etwas Essbares oder etwas Anderes handelt, das einem wichtig ist und auch mit einem gewissen Verzichtsschmerz verbunden ist, spielt letztendlich keine Rolle. Einen Versuch ist es immer wert.